Facebook schluckt WhatsApp

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Wer sich bisher bewusst oder unbewusst von Facebook ferngehalten hat, indem er auf den Kommunikationsservice WhatsApp ausgewichen ist, guckt jetzt in die Röhre. Der blaue Riese schluckt den umstrittenen aber erfolgreichen Anbieter für schlappe 19 Mrd. Dollar.

Das klingt nach einer Menge Geld, aber bei Facebook ist die Kriegskasse prall gefüllt, was schon der Kauf von Instagram bewiesen hat. Es wird auch nur ein Teil in bar ausbezahlt, der Rest wandert in Form von Aktienpaketen über den Ladentisch. Und da die WhatsApp Gründer auch gleich in die Führungsetage von Facebook wechseln bleibt es sogar in der Familie. Warren Buffet und andere Börsengurus haben immer vor dem Handel mit Aktien von IT-Unternehmen gewarnt. Anhand welcher Zahlen, Werte und Produkte soll man so ein Unternehmen bewerten? Die 19 Mrd. Dollar hat Zuckerberg auch nicht für die sicherheitstechnisch schlampig programmierte Software bezahlt. Er hat Kommunikationsdaten von ca. 450 Millionen Kunden erworben, deren Nachrichtenverkehr (geschätzte 19 Mrd. Messages am Tag) an Facebook vorbeiliefen. Damit hat sich Facebook nicht nur seinen Anteil am Mitteilungsdrang erhöht, sondern auch einen direkten Konkurrenten weniger. Seit Monaten kämpft das Netzwerk ja angeblich mit der Abwanderung jüngerer Nutzerschichten. Und wo gingen die alle hin? Eben. Dass die Übernahme von WhatsApp keine Auswirkungen auf das Geschäftsmodell (Bezahlabo) haben soll, kann man sich getrost in die Haare schmieren. Natürlich fließen die Daten in den Facebook - Wissenspool ein und natürlich werden sich auch WhatsApp Nutzer an Werbung gewöhnen müssen. Zusätzlich zum Abomodell. Warum sollte sich Facebook mit den 80 Cent pro Kunde zufrieden geben. Besser ist es doch, die 80 Cent plus einen Betrag X durch Werbekunden einzunehmen. Ja, dann ist da noch die Geschichte mit den WhatsApp Alternativen, die so viel sicherer und vertrauenswürdiger sind? Andere Frage: wo sind die ganzen Facebook Alternativen abgeblieben? Die Leute wollen keine Alternativen. Sicherheitslöcher und -risiken sind ihnen egal. Sie haben alles gegeneinander abgewogen und den praktischen Nutzen und die Bequemlichkeit höher gewichtet. NSA, BND, GSQH und Co. Scheissegal. Wenn da mal wieder was hochkocht, wird schnell eine Online-Petition unterzeichnet oder auf Facebook darüber echauffiert. Wahrscheinlich wird es immer irgendwelche Konkurrenz- und Nischenprodukte geben, die ja "eigentlich viel besser sind". Aber für die legt Facebook (oder auch Google) kein Geld auf den Tisch. Weil die nicht "in" sind. Oder sie sind es in Ländern und Regionen, die für Facebook uninteressant sind oder in denen ihnen das Leben schwer gemacht wird. WhatsApp wird sicher nicht der letzte Dienst bzw. Konkurrent sein, den sich Zuckerberg einverleibt. Es ist nun das Bayern München der Netzwelt. Dieser oder jener Spieler bringt uns nicht unbedingt was, vielleicht passt er nicht einmal in das Konzept des Trainers oder den Kader, aber besser er sitzt bei uns auf der Bank als dass er gegen uns spielt.

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