Das Coronavirus ist in aller Munde und selbst für die digitale Industrie zieht es Konsequenzen nach sich.
Die Zeit für Vorbereitungen haben wir ja leider nicht genutzt – dafür ist es jetzt nun zu spät. Hilft kein Lamentieren, ist einfach so. Nun erarbeiten wir husch-husch Sofortmaßnahmen und setzen diese um. Nein, die sind nicht perfekt, nur hoffentlich gut genug.
Es wurde bereits viel geschrieben, noch mehr gesagt (auch wenn es strittig ist, ob es immer „das Richtige“ war) und aus diesem Grund fasse ich mich kurz.
Verschiebt persönliche Treffen, wo es möglich ist. Ich lese das in Anfragen immer wieder: Webdesigner in xxx, bevorzugt Raum xxx gesucht. Grund: vor Ort Beratung/Schulung und frage mich, ob das in diesem Geschäftsfeld im 21. Jahrhundert ohnehin nicht etwas antiquiert ist. Der Wunsch oder die Vorstellung dahinter: eine Agentur oder ein Selbständiger, der zu einem nach Hause kommt. Ihr wisst, was euch das allein schon kostet?
Also: muss nicht sein. Vor allem jetzt nicht. Uns stehen viele technische Mittel und Dienste zur Verfügung, um einen Daten- und Gedankenaustausch über weite Entfernungen zu ermöglichen.
Jede Chance, die wir dem Coronavirus zur Vermehrung nehmen, reduziert die drastischen Maßnahmen und Auswirkungen.
Arbeiten – Wo?
Ihr digitalen Nomaden, deren Arbeitszimmer das vegane Cafe um die Ecke ist – auch zuhause kann es schön sein und man muss niemandem beweisen, wie öffentlich das digitale Leben heute gelebt werden kann. Das wissen wir alle. Jetzt ist aber gerade die Phase der Beschränkung angesagt. Sofern die Bars, Cafes und Restaurants nicht ohnehin schon geschlossen sind. Wenn ihr im Verdacht steht, infiziert zu sein oder sogar positiv getestet unter Quarantäne in den eigenen vier Wänden steht – bleibt bitte zuhause. Dieses „ich passe doch auf“, „ich habe ganz sicher nichts“ oder „die können mich mal mit ihrer Isolation“ ist einfach uncool und derbe asozial. Das haben Tausende Italiener auch gedacht und nun gibt es dort nicht genügend Leichensäcke.
Wenn es Bürogemeinschaften oder Coworking Spaces sind: gemeinsam verbrachte Pausen – schön und gut. Gerade aber nicht so angesagt. Hygiene am (gemeinschaftlich) genutzten Arbeitsplatz rockt. Auch abseits des offiziellen Reinigungskommandos kann man öfter mal drüberwischen. Nein, ihr könnt zwar die ganze Zeit mit einem Gesichtsschutz am Schreibtisch sitzen, müsst aber nicht. Fasst aber nicht unbedingt alles an, was andere Leute auch anfassen. Thermoskanne mit heißem Kaffee von zuhause tut es auch. Lasst die Jura für eine Weile aus.
Wie organisiere ich das?
Wer die Arbeit im Home-Office nicht gewöhnt ist, wird überrascht sein, wie schwer das sein kann. Das ist zwar von Fall zu Fall unterschiedlich und hängt von der Einstellung und dem Mindset des Betroffenen ab, aber ich kenne viele Leute, die damit nicht klarkommen. Überall gibt es Ablenkungen aller Art und die Motivation sinkt aufgrund fehlender Kollegen/Chef und strukturierten Arbeitsplan dramatisch. Das ist ganz normal und bedeutet nicht, dass Home-Office so gar nicht funktioniert. Ihr müsst nur Einiges umstellen und euch im Kopf klarmachen, dass es Arbeit ist.
Als Erstes: Gebt dem Tag Struktur! Haltet schriftlich fest, was ihr wann erledigen wollt. Plant so, als ob es ein gewöhnlicher Tag im Büro wäre. Sind Kinder oder Partner/Verwandte anwesend – erklärt ihnen, dass ihr jetzt arbeitet. Widmet euch in zumindest der Kernarbeitszeit ausschließlich dem Beruflichen. Wenn ihr zwischendurch hier eine Stunde mit dem Wäsche waschen, dort eine Stunde mit den Kids spielt, habt ihr verloren. Man kann sowas einplanen, hüte sich aber davor, dies in die Arbeitszeit zu schieben.
Zweitens: Beschafft euch alle Daten oder den Zugang zu diesen, die ihr als Basis benötigt. Hier zeigt sich, wie gut die IT-Struktur eures Arbeitgebers auf Notfälle vorbereitet ist. Cloudbasierte Speicherlösungen können das gemeinsame Arbeiten an derselben Datenbasis erleichtern. Terminkalender, auf die man auch außerhalb des Büros zugreifen kann, online-basierte Projektmanagementsysteme oder Kommunikationsdienste ebenso. Ist der Zugriff auf einen bestimmten Bereich oder spezielle Dienste nur aus dem Firmennetzwerk möglich: VPN Tunnel wirken Wunder. Wenn ihr all das noch nicht am Laufen habt, ein paar Lösungen lassen sich auf die Schnelle einrichten. Wie weiter oben erwähnt, müssen das ja keine perfekten Lösungen für die Ewigkeit sein. Gut ist in diesem Fall gut genug.
Drittens: Kommuniziert. Es wird nicht alles gleich zu Beginn reibungslos funktionieren. Wie auch? Wir fahren auf Sicht und machen jeden Tag neue Erfahrungen. Ihr müsst in einer ständigen Kommunikation zu euren Kunden und/oder Kollegen stehen und euch austauschen, was geht und was nicht geht. Bzw. was verbessert werden könnte, anders gelöst werden müsste. Es erwartet niemand, dass ihr den Stein der Weisen findet, aber wo nicht geredet wird, entstehen Mißverständnisse, wächst Frustration.
Wie teile ich es den Kunden mit?
Ihr Webseitenbetreiber mit direktem Kundenkontakt – wartet nicht, bis eure Kunden auf euch zukommen und fragen oder sich umfassend selbst informieren. Sollten sie zwar, aber die Erfahrung lehrt etwas anderes. Webseiten sind Kommunikationsmittel, und so solltet ihr sie auch einsetzen. Wenn ihr ein Geschäft mit Publikumsverkehr seid und angesichts der Epidemie Maßnahmen ergriffen habt oder ergreifen musstet, informiert darüber in klarer und einfacher Sprache. Konzertiert über alle Kanäle (Facebook, Twitter, Newsletter etc.). Nichts ist so unnötig (und auch irgendwie peinlich) wie Kunden, die unvermittelt vor geschlossenen Geschäften stehen oder von den Maßnahmen überrascht und verärgert sind. Lieber zuviel informieren als zu wenig. Macht nur Zusagen, die ihr einhalten könnt – alles andere macht euch nur unglaubwürdig. Ob und unter welchen Umständen ein z.B. jetzt geschlossenes Geschäft wieder geöffnet werden kann, ist zur Zeit eben nicht abzuschätzen. Die Situation ist hochdynamisch und unvorhersagbar. Vielleicht ist auch schon bei Erscheinen dieses Artikels eine Verordnung gültig, nach der alle nicht lebensnotwendigen Geschäfte zu schließen sind.
Derzeit sind viele Leute einfach nur verunsichert oder aber schätzen die Gefahr nicht richtig ein. Nehmt ihnen die Verunsicherung durch eine klare Kommunikation und sensibilisiert sie dadurch gleichzeitig für den Ernst der Lage. Zeigt, dass ihr euch Gedanken darüber macht, wie alle Seiten in dieser Situation bestmöglichst geschützt werden können. Wer euch dann als P…macher oder Hysteriker abstempelt und sich weiter wie ein pubertierender Halbstarker aufführen möchte, kann das ja gerne tun – aber nicht in eurem Geschäft. Euer Spielfeld, eure Regeln. Verdrängung ist zwar auch ein Weg, auf eigene Ängste zu reagieren – und somit zutiefst menschlich – hilft hier aber nicht weiter.
Und, wie weiter?
Und als Abschluss: ja, diese Krise wird uns richtig weh tun. Finanziell, wirtschaftlich, gesundheitlich und auch gesellschaftlich. Aber jetzt kommt das Gute: Es gibt (nach aller Voraussicht) ein Danach. Viele der Schäden kann man reparieren, wirtschaftliche Verluste ausgleichen. Selbstverständlich wird auch irgendwann wieder Vereinsfussball gespielt. 2 Teams, 2 Tore und ein Ball – los geht’s. Und es werden auch wieder Webseiten gebraucht und Bedarf an Profis für die digitale Kommunikation. Auch wenn in der Zwischenzeit viele Räder stillstehen werden, die Entwicklung schreitet voran. Es wäre nun auch mal an der Zeit, seine Webseiten einem Frühjahrsputz zu unterziehen. Bei WordPress hieße das: sind alle Plugins, Themes und WordPress selbst auf dem neuesten Stand? Kann ich bei den Artikeln oder Medieninhalten entrümpeln? Über die Texte noch einmal drübergehen? Es gibt immer etwas zu tun.
Andra tutto bene! (fragt den Italiener, der weiß es)