Je länger die Situation mit den ganzen Beschränkungen um die Coronavirus-Epidemie andauert, desto mehr müssen sich Institutionen, Vereinigungen, Firmen und Selbständige auf das Arbeiten im Homeoffice und die sich damit ändernde Kommunikation einstellen.
Ich habe in meinem letzten Artikel ja schon darauf hingewiesen, was es beim Homeoffice-Betrieb zu beachten gibt, aber nicht unbedingt explizite Software- oder Dienste-Tipps gegeben. Das hole ich jetzt für den Bereich der Videokonferenzen nach. Ich habe mir hier einmal 3 Beispiele für Anbieter/Produkte aus dem Bereich der online-gestützten Beratung herausgesucht.
ZOOM
Innerhalb kürzester Zeit sind die Dienste des Anbieters ZOOM in der Gunst der local work heros ganz nach oben geschossen. Bleibt man unter 100 Teilnehmern und in einem Zeitrahmen von 40 Minuten je Konferenz, ist es sogar kostenlos. Aber auch die kostenpflichtigen Tarife (Pro für 13,99 € und Business für 18,99 € monatlich) bieten viel Leistung für kleines Geld.
Den Zoom-Client gibt es als eigenständiges Programm, als Browsererweiterung oder Smartphone-App. Von vielen Anwendern wird er als einfach zu bedienen und ruckelfrei während der Sessions beschrieben.
RED connect Videosprechstunde
Die Red Medical Systems GmbH ist ein Anbieter für digitale Verwaltungs- und Kommunikationslösungen im medizinischen Bereich. Ihr Werkzeug RED connect Videosprechstunde ist für die online Visitation zwischen Arzt / Psychologe / Psychotherapeut und Patient entwickelt worden (daher der Name) und zu 100% kostenlos. Der Umsatz wird über die anderen Produkte generiert. Wie lange das in dieser Ausnahmesituation so beibehalten werden kann, bin ich überfragt.
Die Videosprechstunde funktioniert über den Webbrowser, wobei hier eine eindeutige URL für die Sitzung erzeugt und dem Klienten mitgeteilt wird.
RED connect Videosprechstunde auf redmedical.de
Jitsi Meet
Jitsi Meet ist eine open source Videokonferenz Software, die von einer unabhängig agierenden Entwicklergemeinschaft betreut wird. Der Service ist kostenlos. und kann über den Webbrowser oder eine Smartphone-App genutzt werden. Es werden auch Unix-Installationspakete, um nicht den Jitsi Server nutzen zu müssen, wo derzeit sehr wahrscheinlich ein erhöhtes Aufkommen zu verzeichnen ist. Die Benutzung ist recht einfach: man eröffnet ein Meeting und kann dann den Link sowie die Zugangsdaten zu dieser Videosession teilen. Jitsi Meet läuft verschlüsselt.
Unwägbarkeiten, Beschränkungen und sicherheitstechnische Bedenken
Diese 3 Lösungen kennzeichnet vor allem eins: ihre kostenlose Verfügbarkeit für Anwender (mit Einschränkungen bei ZOOM) und ihre relativ einfache Handhabung.
Da aber nun die halbe Welt Homeoffice und Videochatten für sich entdeckt und man in Zeiten der DSGVO Anbieter wie Skype oder vor allem Whatsapp oder Facebook Calls für Unternehmer ausgeschlossen hat – werden die verbliebenen Anbieter über kurz oder lang überrannt werden. Ob deren Infrastruktur diesem Ansturm standhalten wird, bleibt fraglich. Bei Jitsi gäbe es zumindest die Möglichkeit, den Service selbst zu hosten – aber auch das hängt von der Anbindung ab und ist in den Breitband-Löchern Deutschlands sicher nicht für jeden die geeignete Lösung.
WhatsApp wollten wir auf einmal alle nicht mehr, weil wir (berechtigte) Angst über die Datensicherheit hatten und uns immer gefragt haben, wer da alles mithört/zuschaut. Jetzt fallen wir Hals über Kopf anderen Anbietern in die Arme, von denen wir eigentlich auch nicht wissen, wie sie es mit dem Datenschutz halten. Ich wäre hier zumindest vorsichtig, was die Kommunikation sensibler Unternehmensdaten betrifft. Für eine Yoga-Gruppe oder eine Nachbarschaftsgruppe zur Selbsthilfeorganisation mag das nicht so zutreffen, aber die Forschungsabteilung eines großen Autobauers sollte andere Lösungen finden.
Mittel- und langfristig rechne ich auch damit, dass die Anbieter erkennen, wieviel Potential in diesem Bereich steckt und entweder Geld verlangen oder die Preise erhöhen. Das ist aber nur fair, denn einen Anspruch auf die kostenlose Bereitstellung grundlegender Arbeitswerkzeuge gibt es auch in Krisenzeiten nicht, nicht in dieser Wirtschaftsordnung.