ChatGPT – erste Erfahrungen mit der künstlichen Intelligenz

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Habt ihr schon den krassen ChatGPT ausprobiert?
Werden wir alle überflüssig?

Nach dem ganzen Hype wollte ich jetzt auch mal wissen, was es mit den sagenhaften Fähigkeiten von ChatGPT auf sich hat.

ChatGPT ist ein textbasiertes Dialogsystem, das als klassischer Chatbot auftritt. Neu ist hierbei, dass die Wissenbasis und die Kommunikation auf maschinellem Lernen beruht. Der seit November 2022 von OpenAI in die Welt gesetzte Chatbot steht in seiner Testphase allen Interessenten kostenfrei zur Verfügung. Arbeitet man über den Browser im Webinterface muss man sich vorher registrieren.

Habe ich alles gemacht und dann war ich plötzlich drin und stellte fest, dass der Dienst die meiste Zeit des Tages ausgelastet ist. Vor allem am späten Nachmittag, wenn die Ostküste der USA als Nutzerschaft hinzukommt.
Wenn ChatGPT dann mal Ressourcen über hat, funktioniert das Ganze recht einfach und intuitiv. Man kann verschiedene Chats aufmachen und sollte innerhalb eines Chats das Thema nicht verlassen. Der Bot lernt nämlich hinzu, je länger die Konversation andauert und kann Bezug auf vorherige Nachrichten nehmen. Deshalb ist es sinnvoll, thematisch nicht abzuschweifen. Das musste ich aber auch erst lernen. Man passt sich sprachlich dem Chatbot mit der Zeit immer mehr an, weil man lernt, mit welchen Begriffen und Anweisungen man die besten Ergebnisse erzielt. Zur Not kann man ChatGPT auch fragen.

Zu Beginn hat mir das Programm auch dauernd erklärt, was es kann und was es vor allem nicht kann bzw. was es ablehnt (ja, das gibt es auch). Diese Inappropriate Requests definiert der Chatbot so:

Inappropriate requests sind Anfragen, die unangemessen, unmoralisch oder illegal sind. Beispiele können sein: explizite oder beleidigende Inhalte, persönliche Informationen ohne Einverständnis, gefälschte Identitäten, Bedrohungen oder Cyber-Mobbing.

ChatGPT, 03.02.2023

Auf meine Frage, ob es irgendwann zu SkyNet mutiert (und uns dann versklaven wird) antwortete es so:

Nein, das ist unwahrscheinlich. ChatGPT ist ein KI-Modell, das entwickelt wurde, um menschlichen Benutzern bei ihren Aufgaben und Fragen zu helfen. Es ist kein autonomes System, sondern arbeitet unter der Kontrolle und Überwachung von Menschen. Es ist nicht programmiert, um eigene Ziele oder Agenda zu verfolgen oder auf unerwartete Weise zu mutieren. Es ist wichtig, KI-Systeme und -Modelle verantwortungsvoll und ethisch korrekt zu entwickeln und einzusetzen, um sicherzustellen, dass sie für die Gesellschaft und den Einzelnen nutzen.

ChatGPT, 03.02.2023

Jetzt wo ich weiß, wo seine Stärken liegen und worauf ich mich konzentrieren muss, überspringen wir immer öfter die ganze Litanei über Sinn und Zweck und Beschränktheit in den Möglichkeiten.
Ich versuche, die Aufgabe optimal zu formulieren und ChatGPT wiederum die Absicht dahinter zu verstehen. Ja, es spricht wirklich von „verstehen“. Das ist erfreulich aber auch beunruhigend zugleich. Wie so vieles an dieser künstlichen Intelligenz beunruhigend ist. Ich möchte nicht wirklich diesen Tag erleben, an dem wir unser Schicksal komplett in die Hände einer lernfähigen Maschine legen. Ich hoffe, dieser Tag tritt noch nicht so schnell ein, aber wahrscheinlich liege ich da falsch.

OpenAI hat die Künstliche Intelligenz hinter ChatGPT bis 2021 mit den zur Verfügung stehenden Daten angelernt. Da diese Daten

Hochschulmitarbeiter sollen erklärt haben, dass ChatGPT Prüfungsaufgaben zur vollsten Zufriedenheit beantwortet hätte. Spricht das jetzt für die KI oder eher gegen das Niveau unserer Bildungselite? Bei den ganzen Multiple Choice Tests heute kann ich mir aber nur allzu gut vorstellen, dass ChatGPT dort gut abschneidet. Problemlösungskompetenz legt man damit aber nicht offen. Jedenfalls finde ich die Qualität der Texte eher durchschnittlich. Sie sind okay, aber nicht top. Vom Anspruch und von der Wissenstiefe eher unterfordernd. Dabei sich sprachlich oft wiederholend. Das hängt aber auch davon ab, welche Vorgabe man macht. Ich gebe immer das Thema vor, die ungefähre Wortanzahl und ein Schlüsselwort.
Fun Fact für SEOs: man kann diesen Text dann referenzieren und sich von ChatGPT unter der Prämisse „SEO“ umschreiben lassen. Heraus kommt ein typischer SEO-Text mit auffälliger Redundanz und Keyword-Stuffing. Also diese Berufsgruppe sollte sich definitiv schon mal Sorgen um ihre Zukunft machen – zumindest, wenn sie dieses Verständnis von Suchmaschinenoptimierung hat.

Man kann ChatGPT auch darum bitten, Witze zu erzählen. Diese sind leider nur selten lustig. Gedichte dichtet man besser selbst. Haikus (also japanische Kurzgedichte) funktionieren aber gut. Gezielt falsche Informationen zu liefern, lehnt es aber ab. „Falsche“ Informationen durch fiktionale Texte sind aber möglich. Was soll man sagen, eine Künstliche Intelligenz ist auch nur ein Mensch.
Klassische Suchanfragen funktionieren nicht ganz. ChatGPT verweist da immer auf Google oder andere Suchmaschinen. Wenn man die Frage allerdings umformuliert, gelangt man auf Umwegen vielleicht doch an die gewünschte Information. Es ist auch nicht so, dass die KI auf dieselbe Frage dieselbe Antwort gibt. Man muss nicht einmal explizit um Alternativen bitten – eine Änderung des Kontextes reicht aus, um auch das Ergebnis abzuändern.

Was bisher am besten funktioniert, das sind kleine Programmieraufgaben. ChatGPT erfindet da nicht gerade das Rad neu und mehrere hundert Zeilen Code sollten es auch nicht sein, aber für kleine bis mittelgroße Codeschnipsel kann es ausreichend sein.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man am besten schrittweise vorgeht. Natürlich kann man auch seinen Wunsch in einem Stück formulieren, aber bei der Ausgabe größerer Zeichenmengen verhaut es der Chatbot öfter mal. Da stimmt die Formatierung nicht, da schleichen sich Fehler ein oder die Ausgabe bricht auf halbem Wege ab. Gerade in letztem Fall wird es schwer, die KI von der Fortsetzung zu überzeugen. Meistens kommt der Software eine ganz neue Idee und diese weicht in vielen Dingen vom ersten Geistesblitz ab. Also alles in einzelne Häppchen aufteilen und nach und nach dem Programm zum Abarbeiten geben. Jedes Mal darauf hinweisen, dass alles ein zusammenhängendes Stück Code ergeben soll. Es ist ungemein hilfreich, wenn man Fachbegriffe verwendet und Funktionen, Objekte, Variablen oder Konstanten deklariert. Eine andere Möglichkeit ist das Optimieren bereits geschriebenen Codes. ChatGPT erkennt im besten Falle die Intention der Programmierung und sucht nach Problemen oder Alternativen. Das funktioniert natürlich nur, wenn sich der Programmcode in einer Zwischenablage darstellen lässt. Verlinkungen kann ChatGPT nicht folgen, bereits in Maschinencode kompilierte oder auch komprimierte Daten kann es nicht lesen. Dateien kann man auch nicht hochladen. Es ist jetzt auch keine klassische Programmierhilfe, die KI will es allen rechtmachen.
Die Software weiß bereits, dass zum Beispiel WordPress meistens durch Code Snippets in der functions.php erweitert wird und passt seine Antworten diesem Umstand an. In der Erklärung des gelieferten Codes weist die KI immer darauf hin, dass der Quellcode in die functions.php eingefügt werden muss. Es schadet aber auch nicht, wenn man vorher eine Ansage diesbezüglich macht. Beispielsweise so: „Erstelle ein Code Fragment zum Einfügen in die functions.php von WordPress: …“
Oftmals findet ChatGPT von selbst den richtigen WordPress Filter oder Hook. Scheinbar hat es die WordPress Doku ausgiebig und sorgfältig studiert. Auch bei Plugins von Drittanbietern errät es zielsicher den richtigen Filter aus diesem Ökosystem, zumindest besser als man selbst es könnte.

Die Ergebnisse sind dann aufgrund der angesprochenen Auslastungsprobleme (viele Abbrüche mitten in der Antwort) unterschiedlicher Qualität. Mal funktionieren sie, oftmals aber auch nicht. Meistens „vergisst“ der Bot eine wichtige Funktion oder überlässt dem Anfragenden einen Teil der Arbeit („Sie müssen jetzt nur noch die Funktion xyz über den entsprechenden Hook einfügen“). Eine Überprüfung dessen, was der Bot da auswirft sollte also in jedem Fall vorgenommen werden. Aus diesem Grund ist ChatGPT für Technik-Noobs nicht geeignet, um Code-Probleme zu lösen. Ein wenig Ahnung von der Materie ist unerlässlich. Profis und Programmier-Gurus werden mit der KI vielleicht auch nicht ganz warm, denn mit dem Bot kann man keine Lösung diskutieren. Die Software kann nicht beurteilen, ob eine Lösung „elegant“ ist und kann auch keinem vorgegebenen Programmierstil folgen. Sie kann einem aber Fleißarbeit abnehmen, auch wenn man sich alles mühsam über die Ausgabe zusammenkopieren muss.
Bei unterkomplexen Aufgaben scheint es egal zu sein, in welcher Sprache man mit ChatGPT redet. Da das Lernmodell der KI Sprachen aber als eigene Layer betrachtet und auswertet, kann es bei erhöhtem Schwierigkeitsgrad sinnvoller sein, man redet auf englisch mit ihr. ChatGPT bestätigt das zwar nicht explizit, weist aber auf die Möglichkeit hin, durch die Verwendung anderer Sprachen, andere Ergebnisse zu erhalten.

Also: probieren, probieren, probieren

Auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz tut sich gewaltig was. Auch wenn wir noch nicht in der Welt von Star Trek leben, sind die Fähigkeiten von ChatGPT beeindruckend. 2001 – Odyssee im Weltraum kann bald WIrklichkeit werden. Ob die Künstlichen Intelligenzen auch so durchdrehen können wie der böse Computer HAL in Kubricks Meisterwerk – man weiß es nicht, will es aber auch nicht hoffen. Während es intelligente Programme für spezifische Aufgaben gibt, ist die Lösung von OpenAI eher etwas für die breite Masse. Ich bin mal gespannt, was passiert, wenn die Google Suchmaschine mit ChatGPT zusammenarbeitet. Eine künstliche Intelligenz analysiert und bewertet Inhalte, die eine andere oder auch sie selbst erstellt hat. Oder wie es einmal bei Star Trek – The next Generation der Fall war: der Blinde bringt dem Androiden das Malen bei.

Während die Maschinen miteinander beschäftigt sind, können wir Menschen uns dann vielleicht wieder mit uns selbst oder anderen nicht-technischen Dingen beschäftigen. Die Maschine erstellt und postet Dinge auf Instagram (Programme können schon jetzt Bilder malen und Musik komponieren) und andere Maschinen konsumieren diese und geben ein Like oder hinterlassen einen Kommentar. Das verschafft uns vielleicht Zeit für die schönen Sachen im Leben. Vielleicht mal wieder ein Spaziergang im Wald oder das Anlegen eines Gemüsebeets im Garten? Ein Buch lesen oder mit Freunden kochen? Denn das war doch eigentlich mal der Gedanke hinter dem Ganzen: uns Arbeit abnehmen und dadurch Zeit verschaffen.

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Artikel online seit: 1 Jahr 5 Monaten 7 Tagen
Letzte Änderung: 03.02.2023

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