Ich habe in vielen meiner WordPress bezogenen Beiträge immer darauf hingewiesen, dass man sich nur Plugins aus offiziellen und verlässlichen Quellen installieren soll (Themes natürlich auch). Und dazu zählt natürlich das offizielle Plugin Verzeichnis. Die dort gelisteten Plugins sind kostenlos (immer nur in der dort angebotenen Version) und unterliegen einem Review Prozess – auch wenn der nicht immer sofort und bis in jedes Detail greift. Das und die Nutzerbewertungen sind für mich erste Anhaltspunkte, um Vertrauen zu diesem oder jenem Plugin aufzubauen.
Allerdings kann ich das mit den Bewertungen nicht mehr uneingeschränkt empfehlen. Zumindest nicht den WordPress Anfängern. Ich sage euch auch warum.
Es ist nicht so, dass man den Aussagen und Informationen auf einer Pluginseite generell nicht mehr trauen kann, aber man muss alles dort richtig interpretieren und einordnen. Und das fällt Beginnern verständlicherweise schwer.
Natürlich stolpert man zuerst über die durschnittlichen Sterneanzahl eines Plugins. Bei älteren, bereits etablierten Plugins kann man dann schon sagen: the trend is your friend.
Und selbstverständlich sollte man nie nur eine einzige Quelle zu Rate ziehen.
Was aber macht man mit Plugins, die relativ neu oder Nischenlösungen sind und deshalb nur wenige Bewertungen erfahren haben? Und bei denen die Bewertungen weit auseinandergehen. Und mit auseinandergehen meine ich z.B. zwei 5 Sterne und zwei 1 Sterne Ratings.
In diesem Fall lese ich in den Kommentaren zu den schlechtesten Bewertungen, was mit dem Plugin eventuell nicht stimmen können. Nach einer halben Stunde Lesen kommt man aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus. Nach meiner Schätzung, sind nur 20% der negativen Bewertungen von Nutzern verfasst, denen ich eine wie auch immer geartete Expertise zusprechen würde. Bei den restlichen 80% teilt sich das auf in:
- It just broke my site!
- Beware of malicious code!
- After activating all my content was lost – I had to set up the whole site again!
- It simply does nothing!
- I bought the Pro Version and then …. (something bad happens)
- Just wanted to say hello
Was es nicht alles für Beweggründe gibt
Ja, es gibt schlecht programmierte Plugins; Ja, in jeder Software gibt es Fehler und Bugs, die der Programmierer meistens nach Bekanntwerden ausbügelt. Ich wage aber zu bezweifeln, dass das für den Crash einer Seite oder den Verlust aller Inhalte verantwortlich ist. Ich habe das echt noch nicht erlebt und ich habe testweise schon eine Menge installieren müssen, aber eben auch nicht alles, was am Wegesrand herumlag. Wozu hat man Testseiten bzw. legt Backups an? Da beschweren sich zum Teil Leute, dass ihnen durch ein nicht funktionierendes Plugin eine Menge Umsatz flöten geht. Wie fahrlässig kann man eigentlich sein Geschäft betreiben?
Dann gibt es diese Art von unzufriedenen Kunden, die eine miese Bewertung abgeben, weil das Plugin in der kostenlosen Version (und nur diese werden im Plugin Verzeichnis angeboten) nicht das kann, wozu die kostenpflichtige Pro-Version in der Lage ist. Oder sie kaufen sich die Pro-Version, sind unzufrieden (mit dem Support, dem Preismodell, der Geld-zurück-Garantie oder irgendwas anderem) und das Resultat ist eine miese Bewertung für die andere, die freie Version. Dabei ist mit dem Plugin technisch vielleicht sogar alles in Ordnung.
Bei einigen Kommentaren habe ich auch herausgelesen, dass es den Bewertern mit ihrer Abstrafung durch die 1-Sterne-Bewertung durchaus nur darum ging, den Hersteller auf sich aufmerksam zu machen und sein Geld wiederzuerhalten: „I know, but you didn’t answer my emails …“
Was auch hin und wieder vorkommt: das Plugin war zu einem gewissen Zeitpunkt tatsächlich buggy, was dann durch die schlechten Bewertungen sofort bemängelt wurde. Oftmals werden die Fehler ausgemerzt aber die Abstrafungen bleiben der Statistik erhalten, auch wenn das Plugin jetzt wieder flutscht.
Das hilft jemandem, der nach einer stichhaltigen Einschätzung der Tauglichkeit dieses Plugins sucht, überhaupt nicht weiter.
Die 2-Jahres-Update Falle
Ein weiterer Stolperstein ist die 2-Jahres-Update Übereinkunft bei WordPress.org. Reicht der Entwickler in einem Zeitraum von mindestens 2 Jahren keine neue Version seines Plugins beim offiziellen Verzeichnis ein, erwartet den Nutzer ein dezenter Hinweis seitens WordPress, dass diesem Plugin wohl nicht mehr zu trauen wäre.
Abgesehen davon, dass es immer Fälle gibt, wo es keinen Bedarf für ein Update gibt – viele Programmierer hosten ihr Plugin bei Github oder anderen Diensten und aktualisieren dort regelmäßig. Um sich den Traffic vom Plugin Directory zu sichern, verbleibt das Plugin dort so lange wie möglich. Es kann durchaus zu den nachhaltigen Top-Produkten zählen, auch wenn das Plugin Verzeichnis etwas anderes behauptet.
Der Zeitraum der Betrachtung
Die Plugin-Übersichtsseite im offiziellen Repository bietet auch einen Statistikreiter an, über den ein paar Kennzahlen herauszufinden sind. Man hat die Downloadzahlen des aktuellen Tages, des Vortages, der Vorwoche und ein Verlaufsdiagramm mit Tagesdaten, was etwa 9 Monate zurückreicht. Ein Balkendiagramm kennzeichnet (wenn auch etwas unglücklich) den prozentualen Anteil der jeweiligen Versionen am Gesamtdownload. Dann gibt es noch die magische Zahl der gesamten Downloads. Für eine Momentaufnahme mag das ausreichen, aber was sagen uns diese Zahlen über die Qualität und Sicherheit eines Plugins? Eigentlich ziemlich wenig, da ein Bewertungsverlauf fehlt.
Ist das mit meinem WordPress kompatibel?
Ganz unten rechts auf der Seite hat WordPress den Compatibility Check platziert. Aber: anders als vermutet gibt WP hier keine Auskunft darüber, ob das Plugin mit dieser oder jener WordPress Version kompatibel ist. Die Auskunft basiert auf Nutzermeldungen und wie wir nun wissen, kann das alles bedeuten! Dass ein Plugin nicht mit dem Kernsystem harmoniert, kommt eher selten vor. Meistens verträgt es sich nicht mit anderen Plugins oder auch Themes, was hier nicht abgefragt aber dennoch erfasst wird. Und selbst bei erfolgreichen Plugins ist diese freiwillige Selbstauskunft spärlich vertreten. Wählt man dann noch eine Kombination aus alter WordPress- und älterer Plugin-Version aus, erhält man fast zwangsläufig den Hinweis „not enough data“.
Nur wenn eine auffällig hohe Anzahl von Nutzern meint, die aktuelle Pluginversion laufe nicht im aktuellen WordPress, sollte man stutzig werden und dem nachgehen.
Wie steht es mit dem Support?
Bei WordPress angemeldete Nutzer können nicht nur das Plugin bewerten, sondern auch eine Supportanfrage stellen. Die Bedienung und Übersichtlichkeit der des Forensystems ist zwar gewöhnungsbedürftig und durchschnittlich, aber es funktioniert immerhin. Frei nach dem Motto „Ich habe das und das eingestellt, aber nichts passiert“ ist dort vieles möglich. Je nachdem, wie sich der Entwickler Zeit nimmt oder das Problem häufiger auftritt, wird früher oder später eine Lösung gepostet. So eine zur Zufriedenheit gelöste Anfrage wird in Relation zur Gesamtzahl der Anfragen auf der Plugin-Übersichtsseite dargestellt. Wenn von 20 gestellten Problemfragen auch 20 gelöst worden sind, ist alles super und man übergeht diesen Punkt. Bei einem gelösten Thread von zwanzig ist man versucht, das als schlechten Support zu werten oder falsche Rückschlüsse auf das Plugin zu ziehen. Am besten ist es, man schaut nach, welcher Art die Probleme sind, die dort nicht gelöst werden können. Ich finde häufig Beiträge, in denen nach zusätzlichen Features gefragt oder nach Lösungen gesucht wird, die über die eigentliche Fähigkeit des Plugins hinausgehen. Dann gibt es die Inkompatibilitäten zu anderen Plugins, Themes, der Serverumgebung – für die ein einzelner Entwickler oft wenig Zeit hat. Besonders bei Freemiums (das sind Plugins, die es primär in einer Bezahlversion gibt, aber als abgespeckte Lite-Variante auch im Directory angeboten werden) ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich der Support auf die zahlenden Kunden in ihrem eigenen Forum kümmert und die Anfragen für die kostenfreie Version sich mit den Krümeln abgeben müssen. Es wird zwar keiner zugeben, aber es ist so.
Letzte Worte
Wie ihr seht, ist das WordPress Plugin Repository keine so schlechte Idee, um nach Erweiterungen zu suchen. Das liegt auch daran, dass die Entwickler gezwungen werden, sich an das vorgegebene Schema zur Informationsbereitstellung zu halten. Den Plugins (und Themes) kann meistens vertraut werden. Ausnahmen gibt es immer, aber ich würde lieber einem Plugin aus dieser offiziellen Quelle vertrauen (das vielleicht ein paar schlechte Bewertungen erhalten hat) als einem Plugin von einer dubiosen Webseite ohne Feedback.
Mit dem Erfolg von WordPress als Publishing-System ist die Anzahl von erhältlichen Plugins und Themes sowie Anbietern allerdings explodiert. Und derzeit sind die bisher uns zur Verfügung stehenden Kennzahlen immer weniger geeignet, aus der Vielzahl von Erweiterungen das Sinnvolle herauszufiltern oder ähnliche Plugins zu vergleichen. Das ist auch ein wenig der Fluch der Kostenlos-Mentalität, denn ein rigides Reviewprozedere ist aufwendig und kostet Geld. Die Mehrzahl der WP Nutzer möchte zwar gut funktionierende Plugins, aber nicht so gern dafür zahlen. Allerdings verplempert man mittlerweile soviel Zeit mit der Suche und Interpretation von Informationen, dass man die Arbeit mit WordPress schon längst nicht mehr als nichts-kostende Angelegenheit betrachten kann.
Eigentlich müsste ich jetzt nach alter Väter Sitte um eure Kommentare bitten, verklausuliert gesagt: um eure Erfahrungen bei den Plugins aus dem offiziellen Verzeichnis – aber das ist mir in diesem Fall auch ein wenig egal. Ich habe meine Erfahrungen gemacht, stelle sie euch hier zur Verfügung und wer will, kann darauf antworten oder es auch lassen. Das gilt für Likes, Plusse, Sharings und Tweets ebenso. Fühlt euch frei 🙂