Erst das Konzept erstellen, dann um das Theme kümmern

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Wie oft habe ich das schon gelesen:

Habe mir Theme xyz gekauft, brauche jetzt gute Tips und Hinweise, wie ich damit meine Webseite umsetze …

Und wieder wird das Pferd von hinten aufgezäumt. Erst wird generell nach einem zu empfehlenden Theme gefragt, dann Hals über Kopf eines gekauft und dann steht man wie der Ochs vorm Scheunentor und muss sich vom Theme oder einem ganz doll gehypten Plugin bestimmen lassen, wie die zukünftige Webseite aufgebaut wird und wie die Prozesse dort ablaufen. Der Webseitenbetreiber wird zum Sklaven der Technik.

Vom Konzept zur Seite

Der Weg, richtig beschritten, sieht aber so aus:

  1. Webseitenkonzept erstellen
  2. Bedienkonzept des Besuchers und Oberfläche/Layout ableiten
  3. Dafür benötigte Features und Funktionalitäten ermitteln
  4. Sind Features und Funktionalitäten Bestandteile eines Themes oder sollen Plugins das übernehmen?
  5. Entweder passendes Theme/Plugin kaufen oder sich programmieren lassen.

Das ist jetzt natürlich auch alles etwas verkürzt dargestellt und auch sehr auf WordPress als CMS fokussiert (ich bin nun mal WordPressler), aber die Reihenfolge ist zum oben aufgeführten Beispiel schon mal eine komplett andere und auch ist der Prozess viel planvoller und überlegter angelegt.

Und ja, es kostet Geld. Und wenn nicht Geld, dann eben Zeit und Ressourcen – also doch wieder Geld. Ja sagen wir es so: es kostet Geld!

Aber da heute fast niemand mehr unentgeltlich eine Webseite über seinen örtlichen Dackelzüchterdachverband hostet, ist das auch legitim so.

Anhand der ganzen Anforderungen und des Konzeptes (was immer auch die Fähigkeiten des Redakteurs bzw. Admins einbezieht) lässt sich eigentlich ziemlich genau ermitteln, wie der Bedarf ausfällt. Und dann muss es auch kein Multipurpose Theme sein. Multipurpose Theme (also Viel-Zweck-Theme) klingt zwar nach „auf der sicheren Seite sein“, ist aber Käse. Wenn ihr meinen oben skizzierten Prozess durchlauft, habt ihr am Ende ein klares Bild und Konzept von den Anforderungen an das Theme.

Welchem Einsatzzweck genau soll denn meine Webseite dienen?

Und dann werdet ihr feststellen, dass eure Webseite zu 99% einem einzigen Zweck dient!

Wenn das so ist: warum brauche ich dann ein Multipurpose Theme, also ein Mehrzweck-Theme?
Ich betreibe eine Webseite doch auch nicht heute als Landingpage für mein Innenausbau-Unternehmen und nächste Woche als Portfolio-Webseite eines Hochzeitsphotographen und nächstes Jahr als Restaurantfinder.

Moment, werdet ihr sagen – eine Webseite kann doch viele Aspekte oder Bestandteile ganz unterschiedlicher Einsatzzwecke aufweisen?!
Stimmt, kann sie. Aber wird aus einem Photographenportfolio gleich eine Landingpage, nur weil eine Newsletteranmeldung integriert ist?

Ja klar ist es für das Innenausbau-Unternehmen hilfreich, wenn es Bilder als Referenzen für die bisher geleistete Arbeit einsetzt. Aber macht das dann gleich die Webseite zu einer Photographen-Webseite? Ist es nicht vielmehr so, dass sie um eine sehr einfach gehaltene Bildergalerie- oder Testimonialfunktion erweitert wird?
Das wiederum kann man entweder als Feature in das Theme integrieren oder über ein Galerie-Plugin lösen. Da braucht es kein Theme, was alles aber auch alles für die Photodarstellung, -social sharing und -verkauf mitbringt. Das ist alles nur unnötiger Ballast, den man mit sich herumschleppt oder in den man sich einarbeiten muss. Und dann stellt man fest, dass das Theme in den ganzen Demos zwar klickibunti aufregend aussah, aber spärlich dokumentiert ist oder sich mit anderen Plugins beisst oder im Browser xyz einen hässlichen Darstellungsfehler aufweist.
Weil der Themeanbieter nicht antwortet, geht dann das Foren abgrasen los und das irgendwie-selber-mit-CSS-hinbiegen bei halbseidenem Fachwissen. Noch besser ist dann die Nummer, mit dem es-geht-nicht-mehr-ich-brauche-ein-neues-Theme. Und das bei komplett aufgebauten Inhalten und unter Einsatz eines Pagebuilders.
Alles gesehen, alles erlebt. Jeden Tag aufs Neue. Ist leider Standard im Web.

Also eine Bitte: machts Leuten wie mir einfacher und geht bitte viel überlegter an eure Webseiten. Erstellt ein Konzept. Malt es euch vorher auf, macht Notizen. Spielt das meinetwegen mit Handpuppen vorher durch. Mir egal.
Amazons ganze Web-Infrastruktur ist auch nicht über Nacht gekommen. Und schon gar nicht für lau. Die Webseiten solcher erfolgreichen Unternehmen sind durchgeplant und von Beginn an auf Erweiterung ausgelegt. Da findet kein Themewechsel zwischendurch statt. Da wird auch nicht das erstbeste Theme genommen, weil das irgendjemand mal empfohlen hatte oder der Konkurrent im Nachbardorf das auch einsetzt.

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Artikel online seit: 6 Jahren 29 Tagen
Letzte Änderung: 12.03.2020