Was mich die Arbeit mit der KI bisher gelehrt hat

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Ja, dieser Beitrag ist nur ein Zwischenfazit meiner Auseinandersetzung mit der KI im beruflichen Umfeld. Es wird hier kein umfassendes Tutorial, kein Vergleich und keine Sammlung dieser ach so wertvollen Prompts geben. Das mit den Prompts wird sich ohnehin bald erledigt haben, da die Künstlichen Intelligenzen stetig optimiert und auf die Arbeit mit „Laien“ trainiert werden. Dazu gehört auch, aus den geäußerten Wünschen des Benutzers die eigentliche Intention sowie die dafür benötigten Informationen und Daten zu extrahieren. Die Expertise des Benutzers wird also nicht im Wissen um die richtigen Zaubersprüche liegen, sondern im Fachwissen selbst. Das was die KI so erstellt und generiert, muss richtig eingeschätzt und bewertet werden. Es ist keinem geholfen, wenn die KI schlauer als ihr Bediener ist.

Abgesehen von rein handwerklichen Berufen (und auch da ist man nicht mehr sicher vor ChatGPT und Co.) wird die KI in jedes Berufsfeld vordringen, wo Datenverarbeitung und IT eine Rolle spielt. Mal mehr, mal weniger stark.
Sicher gibt es Leute im Webgeschäft, die der Meinung sind, dass sie selbst immer noch den besten HTML-, CSS- oder PHP-Code schreiben können, und zu einem gewissen Teil mag das stimmen. Künstliche Intelligenzen kochen auch nur mit Wasser und haben den Stein der Weisen noch nicht gefunden – aber je umfangreicher und komplexer ein Projekt wird, desto mehr spielt die KI ihre Vorteile aus. Ich würde lügen, wenn ich behaupte, in meinen Arbeiten ist alles zu 100% handgemacht. Reine Fleißarbeit überlasse ich natürlich der KI. Ich wäre dumm, wenn ich es nicht täte. Ein Beispiel: Fehlersuche auf einer WordPress Webseite. Ich könnte selbst Zeile für Zeile die debug.log durchgehen, bis ich auf Auffälligkeiten stoße. Ich könnte aber auch einfach die KI damit füttern und schauen, was sie findet. Natürlich muss ich am Ende immer noch ihre Funde bewerten und einordnen, aber bis dahin reduziert sich der Arbeitsaufwand und damit die Kosten für den Auftraggeber erheblich. Gleiches betrifft Änderungen an umfangreichen CSS Dateien oder das Erstellen von Grundgerüsten.

Ein Beispiel aus der Praxis

Erst kürzlich habe ich ein WordPress Plugin für Animationen überarbeitet. Vorher hatte ich ein eigenes Plugin im Einsatz, das die sal.js Bibliothek nutzt. Das funktioniert auch ganz gut, aber der Funktionsumfang von aos.js ist deutlich größer. Also habe ich mit Hilfe der KI ein Plugin erstellt, was einerseits die aos.js Bibliothek einbindet und andererseits ein Migrationsmodul für sal.js Instanzen beinhaltet. Somit muss ich nicht alle mit sal.js animierten Blöcke manuell berichtigen, sondern kann dies in einem Rutsch erledigen.
Ja, man kann das alles mit der Hand schreiben oder sich Vorlagen für immer wiederkehrende Codesnippets erstellen. Zeit- und Ressourcensparender ist es, die KI zu bitten, eine klassische WordPress Plugin-Datei mit passender Ordnerstruktur zu erstellen, die man dann einfach kopieren und in seinen Arbeitsfluss integrieren kann.

ChatGPT, Mindjourney, Claude AI – was darf des denn jetzt sein?

Meine KI der Wahl beim Arbeiten mit Programmcode ist Claude AI. Warum Claude AI und nicht ChatGPT oder irgendetwas anderes? Ich schätze mal, dass im Top-Segment der KI-Services keine nennenswerten Unterschiede in der Leistungsfähigkeit der Software bestehen. Ich hätte wohl genauso gut ChatGPT oder Copilot nehmen können, aber mir hat das Arbeiten mit Claude gefallen und so ist die Wahl darauf gefallen. Nun habe ich auch nicht die Zeit, um alle verfügbaren KI Produkte zu testen. Der Markt ist in dieser Phase höchst volatil. Die Erfahrung lehrt, dass es viele Unternehmen und Produkte aus der Pionierphase nicht schaffen werden. Ich möchte nicht Zeit in ein Werkzeug investieren, das vielleicht kurzfristig der absolute „Geheimtipp“ ist aber mittelfristig oder langfristig vom Markt verschwindet. Bei „großen Namen“ habe ich da weniger Bedenken, auch wenn denen hier und da ein Feature fehlen mag. Und als ich angefangen habe, mich damit zu beschäftigen, gab es neben ChatGPT mit Copilot, Mindjourney und eben Claude AI nur eine Handvoll Projekte, in denen man eine längerfristige Zukunft sah. Aber wer weiß, vielleicht muss ich mich in einem Jahr auch wieder umorientieren und irgendein anderes hippes Produkt erhält mein wertvolles Geld. Aus diesem Grund habe ich bei Claude auch das monatliches Abomodell gewählt.

8 Tipps, um besser mit Claude AI zu arbeiten

Im folgenden Teil dieses Artikels gebe ich euch 8 Tipps, wie ihr besser mit Claude AI arbeitet. Weil ich nun mal ein Webworker bin und Webseiten erstelle, pflege oder auch repariere – liegt diesen Tipps auch immer die Arbeit mit HTML, CSS, JavaScript und WordPress allgemein zugrunde.

Globale Einstellungen nutzen

Über die Account- Einstellungen kann man Vorgaben an Claude AI richten. Teilt der KI einfach mit, wie zum Beispiel eure gewünschte Datei- und Verzeichnisstruktur aussehen soll und Claude wird das bei der nächsten Aufgabe berücksichtigen. Oder hinterlegt dort Eure Lieblingsfarben als HEX-Werte und Claude wird sich bei der Erstellung eines Dummys immer an diese Farben halten. So braucht man das nicht immer jedes Mal in die Prompts zu schreiben.

Erklärt euch

Ich stelle immer wieder fest, dass es äußerst nützlich ist, der KI sein Vorhaben zu erklären. Was habt ihr vor? Was soll am Ende für ein Produkt / eine Lösung stehen? Was soll das Produkt machen und auf welche Art und Weise?
Je mehr die KI weiß, wohin die Reise geht, desto besser kann es sich daran ausrichten und desto besser wird das Ergebnis.

Alles in Schritte oder Teilaufgaben unterteilen

Für sich selbst und auch für die KI sollte man eine Aufgabe auf Teilaufgaben herunterbrechen. Claude AI könnte nach Startschuss problemlos ein ganzes Softwarepaket erstellen, ohne einmal Luft holen zu müssen. Würden wir verstehen, was uns da vor die Nase gesetzt wird? Wahrscheinlich nicht. Daher unterteilt alles in Zwischenschritte, die aufeinander aufbauen. Fahrt mit der Arbeit erst fort, wenn ein Schritt geschafft ist und ihr einen (geistigen) Haken dahinter machen könnt.

Fragen kostet nichts

Ich habe Claude über die Einstellungen angewiesen, vor einer Aufgabe immer Verständnisfragen an mich zu richten. Aber auch mittendrin (nach Abschluss von Teilaufgaben darf mich Claude mit Fragen löchern. Mit der Beantwortung dieser Fragen stelle ich sicher, dass Claude genau die Informationen erhält, die es für die Aufgabe benötigt aber ich erhalte dadurch auch Anregungen oder werde durch manche Fragen zum Nachdenken gebracht. Nachdenken über alternative Lösungswege oder potentielle Features.

Konkrete Angaben machen

Wischiwaschi Anweisungen führen zu WischiWaschi Ergebnissen. „Ich möchte einen benutzerfreundlichen Button“ ist keine hilfreiche Aussage. Besser ist: „Die Buttons sollen mindestens 44px hoch sein und sich deutlich vom Hintergrund abheben.“ Oder statt „erstelle eine moderne Website“ lieber: „Verwende ein minimalistisches Design mit viel Weißraum, serifenlose Schrift und eine Farbpalette aus Blau- und Grautönen.“ Je präziser eure Vorgaben, desto näher kommt das Ergebnis euren Vorstellungen.

Immer an den Kontext erinnern

In längeren Gesprächen verliert auch Claude manchmal den Überblick über das große Ganze. Deshalb solltet ihr zwischendurch den Kontext rekapitulieren: „Wir arbeiten gerade an einem WordPress-Plugin für Newsletter-Anmeldungen und haben bereits die Datenbankstruktur erstellt.“ Oder fasst kurz zusammen, was bisher erreicht wurde. So bleibt die KI auf der richtigen Spur und kann ihre Antworten besser auf das Gesamtprojekt abstimmen, statt nur isolierte Lösungen zu liefern.

Alte Chats wiederverwenden

Claude hat keine Erinnerung zwischen verschiedenen Gesprächen. Startet ihr einen neuen Chat, ist alles Vorherige vergessen. Deshalb solltet ihr bei ähnlichen Projekten zu bestehenden Chats zurückkehren, statt von vorne anzufangen. Dort ist der komplette Kontext noch verfügbar – die Anforderungen, bereits entwickelter Code und alle Entscheidungen, die getroffen wurden. Sagt dann einfach: „Jetzt möchte ich das Plugin leicht abwandeln für einen anderen Zweck“ und ihr spart euch viel Erklärungsarbeit. Auch wenn der Chat dadurch länger wird, ist das effizienter als alles neu zu erklären. Bei der Berechnung des Nutzungskontingents fließen lange Chats sehr wahrscheinlich zu euren Ungunsten in die Berechnung ein und euer Budget ist etwas schneller aufgebraucht. Aber das gleicht sich am Ende wieder aus, da ihr insgesamt weniger Nachrichten für das gleiche Ergebnis benötigt.

Traut der KI nicht

Das klingt jetzt widersprüchlich, aber fast alle Künstlichen Intelligenzen weisen selbst daraufhin, dass sie Fehler machen können. Alles blind und kritiklos zu übernehmen, gefährdet das Ergebnis und ist daher nicht sinnvoll. KIs wissen nicht, was „richtig“ und was „falsch“ ist (es sei denn, es handelt sich im reine Mathematik). Im Prinzip „erraten“ sie die richtige Lösung aufgrund von Algorithmen und Vergleichen. Auch wenn sie stetig verbessert werden, kann man oftmals Inkonsistenzen in ihren Aussagen entdecken.

Tipp off the record

„Projekte“ in Claude für wiederkehrende Arbeiten nutzen

Wer häufig an ähnlichen Aufgaben arbeitet, sollte Claudes Projekt-Feature nutzen (verfügbar ab Pro-Plan). Hier könnt ihr relevante Dokumente, Code-Snippets und Projektbeschreibungen dauerhaft hinterlegen – sie bleiben über alle Chats hinweg verfügbar. Anders als bei normalen Chats, wo der Kontext nach dem Schließen verloren geht, behält Claude in Projekten alle hochgeladenen Materialien im Gedächtnis. Das ist besonders praktisch für wiederkehrende Aufgaben. Einmal die Corporate Design Guidelines, Code-Standards oder Projektanforderungen hochladen und Claude kann in jedem neuen Chat darauf zugreifen. So spart ihr euch das ständige Wiederholen von Grundinformationen und könnt direkt produktiv arbeiten.


Hinweis: Dieser Tipp basiert auf den verfügbaren Informationen von Anthropic über die Projekt-Funktionalität. Ich selbst habe (noch) keine praktischen Erfahrungen damit gemacht, aber sobald das er Fall ist, werde ich darüber berichten.

Bitte beachten Sie: die Informationen in diesem Artikel wurden zum Zeitpunkt seiner Erstellung nach bestem Wissen und Gewissen zusammengetragen, aufbereit und niedergeschrieben.
Diese können heute, abhängig vom Zeitpunkt der Veröffentlichung und des behandelnden Themas, überholt und ungültig sein.
Es obliegt den Lesern, diese Inhalte mit dem aktuellen Wissensstand abzugleichen.

Artikel online seit: 21 Tagen
Letzte Änderung: 24.07.2025

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