Sieht so aktuelle Kundenakquise aus?

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Vor genau einer Woche erreichte mich eine E-Mail mit folgendem Inhalt:

Betreff: Fehler auf WordPress Webseite

Guten Morgen Lars,

vorab: einen guten Start in den Tag. Ich habe gestern Abend von meinem Chef
einen Hinweis zu deiner Website mit bitte um Kontaktaufnahme erhalten. Ihm
ist aufgefallen, dass an relevanten Stellen die Seite teils sehr langsam
lädt.

Ihr habt WordPress mit einigen größeren Plugins (wie z.B. WooCommerce) im
Einsatz, oder?
Sind das Probleme, die ihr kontinuierlich habt oder lag daran, dass ihr in
dem Moment an eurer Seite gearbeitet habt?

Vielleicht finden wir dazu schnell eine Lösung.

Ich freue mich auf deine Rückmeldung,

XXX

Name nenne ich nicht, Eingang 6. Juni 2024

Weder war mir der „hilfsbereite“ Herr noch sein Arbeitgeber ein Begriff. Ich kann mir auch nicht erklären, wen er mit „Ihr“ im Text meint, noch habe ich „kontinuierliche Probleme“ mit der Ladezeit meiner Webseite. Und schon gar nicht habe ich WooCommerce im Einsatz. Könnte man wissen, wenn man einen Blick in meine Leistungsbeschreibung wirft (keine Webshops – und das schließt nun mal WC aus).

Obwohl ich das für mich schon als plumpen Versuch der Kundengewinnung abgehakt hatte, schrieb ich dennoch zurück und fragte, was das eigentlich sollte.

Das war dann die Antwort:

Hey Lars, sorry für die Umstände.
Hier gab es glaube ich ein Missverständnis. Darf ich fragen, ob du deine
Kunden aktuell selbst hostest? 🙂

Beste Grüße und viel Erfolg!
XXX

Name nenne ich nicht, Eingang 6. Juni 2024

Wohl wissend, dass er ertappt wurde, versucht es der gute XXX mit der war-alles-nur-ein-Mißverständnis Masche und schiebt aber dennoch einen Versuch nach („wo hostest Du Deine Kunden?“).
Ja, man könnte jetzt fragen oder anmahnen, woher die Firma meine E-Mail-Adresse hat (der Kontaktversuch ging nämlich auf meine private E-Mail-Adresse ein, die ich auf meiner Webseite nicht veröffentlich habe. Aber wie man so hört und liest, soll man in den dunklen Bereichen des Internets gegen gutes Geld einen ganzen Sack voll Kontaktdaten kaufen können – woher auch immer diese stammen mögen. Aber ich denke, in diesem Fall wird es dann nur ein großes Mißverständnis sein) und wer ihr zudem die Erlaubnis erteilt hat, mich in Form einer Kaltaquise darüber anzuschreiben. Aber das führt in diesem Land zu nichts und kostet einfach nur Zeit, Geld und Nerven.

Nur soviel: Bei der Firma handelt es sich um einen auf WordPress spezialisierten Webhoster. Es gibt auch – Achtung – managed WooCommerce Hosting.
Die E-Mail-Domain, unter der mich der hilfsbereite XXX angeschrieben hat, löst im web auf die Hauptdomain der Webhosting-Firma auf. Am Ende der E-Mail wird im Fußbereich die Firma samt Geschäftsführer und Handelsregistereintrag genannt. Sollte das alles nur ein Fake sein und der gute XXX ein krummes Ding planen und nur den Eindruck erwecken, im Namen besagter Firma zu handeln – dann müsste die Firma schon aus Reputationsverlust umgehend dagegen vorgehen oder zumindest auf ihrer Webseite eine entsprechende Meldung über mißbräuchliche Trittbrettfahrer und Phishingversuche veröffentlichen. Ich habe nachgeschaut und bis zurück zum Herbst letzten Jahres keine Meldung darüber gefunden.

Ja, ich weiß – Kunden- und Auftragsgewinnung ist in diesen Zeiten ein hartes Geschäft und von nichts kommt nichts. Und wahrscheinlich ist in dieser Branche und bei den sogenannten young professionals dieses Vorgehen mittlerweile akzeptiert und Konsensfähig. Kann ja alles sein. Möglicherweise ist auch der Service, den dieses Unternehmen anbietet, gar nicht so schlecht und wäre unter anderen Umständen einen Blick wert. Aber nicht nach dieser plumpen Nummer. Versucht man das auch bei einem big player auf diese Art und Weise? Hallo Elon, wo hostet Tesla eigentlich seine Webseiten?

Wäre das Anschreiben in der Form erfolgt, dass sich dort ein Anbieter bei mir vorstellt, mir seine Dienstleistungen und die Vorteile für mein Geschäft erläutert – inklusive eines Angebotes, eine meiner Webseiten probeweise dorthin umzuziehen und für einen Monat zu hosten – dann stände ich dem Ansinnen wohlwollender gegenüber. Das hatte ich schon das ein oder andere Mal und ich fand den direkten Weg viel angenehmer, auch wenn es dann mit dem jeweiligen Anbieter nichts wurde.

Ich verstehe auch nicht, was dieses permanente Duzen soll? Es kann durchaus sein, dass der code of communication bei diesem Anbieter das als usus vorgibt, aber solange wir noch keine Kühe gemeinsam gehütet haben, bleibt es im Erstkontakt beim SIE. Ich bin da von den Umgangsformen her hoffnungslos veraltet, wie mir scheint – aber einem alten Esel bringt man nun mal keine neuen Kunststückchen bei.

Ich kann für mich nur entscheiden, dass dieser Anbieter auf meine persönliche schwarze Liste kommt und ich weiß von anderen Kollegen (XXX war sehr fleißig), dass diese ähnlich verfahren. So kann man bereits beim Erstkontakt verbrannte Erde zurücklassen, auch wenn es eine nicht kleine Zahl von Angeschriebenen geben wird, die sich darauf einlassen. Das muss eben jeder selbst entscheiden.

Und nur zur Info: von meinem Haus und Hof Webhoster all-inkl.com haben weder meine Kunden noch ich jemals so eine E-Mail erhalten. Das ist nur einer von vielen Gründen, weshalb ich auf Weiteres dort verbleiben werde.

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Artikel online seit: 28 Tagen
Letzte Änderung: 13.06.2024

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