WordPress – die Affiliate Schleuder

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Es tut schon weh, dass sagen zu müssen:
aber WordPress ist bedauerlicherweise zu einer Affiliate- und Verkaufsschleuder mutiert.

Ich bin viel in Foren und Diskussionsgruppen unterwegs und habe daher einen kleinen, aber guten Eindruck, was rund um WordPress so abgeht. Vor allem, was an Hilfegesuchen und Anfragen eintrudelt.

Die meisten Fragen, soweit ich das überblicken kann, weisen in eine ganz bestimmte Richtung:

  • Wie kann ich automatisch Blogbeiträge kopieren?
  • Wie importiere ich Affiliate Artikel und ihre Produktbeschreibungen?
  • Wie maskiere ich Affiliate Links?
  • Kann ich Google überlisten, indem ich meine eigene Linkfarm mittels WordPress Multisite aufbaue?

Von dem Bereich Webshop/WooCommerce gar nicht erst zu reden.

Mir ist klar, dass man WordPress auch einfach nur als Werkzeug, als Mittel zum Zweck betrachten kann. Das mache ich ja auch nicht anders. Es kommt aber auch auf den Zweck an. Früher ging es bei WordPress ums Bloggen und darüber hinaus um projektbegleitende Seiten oder Infoportale. Whatever. Jedenfalls um Sachen, die in meinen Augen für die Nutzer einen echten Mehrwert darstellten. Heute dreht sich alles nur um eins: Verkaufen und Promoten.

Das wäre an und für sich auch okay, wenn ihr dann einfach die Produkte und Software einsetzen würdet, die dafür gemacht sind. Benutzt Magento, wenn ihr einen vernünftigen Online-Shop betreiben wollt, legt euch einen Facebook Account an und bettelt mit möglichst sinnfreien Postings (Katzenbilder nicht vergessen) um die ach so wichtigen Likes und Fans. Aber lasst doch WordPress das tun, für das es konzipiert wurde und was es am besten kann: Inhalte publizieren. Debatten anstoßen. Webseiten betreiben. Aber nein, heute muss WordPress alles leisten. Und weil die Basis immer noch eine Blogsoftware bildet, muss alles mit vielen Plugins überladen werden, damit trotzdem das erreicht wird, was vom Erfinder eigentlich nicht vorgesehen war. Und die Themes erst! Die sind teilweise größer als das Basissystem selbst.

Die WordPress Entwickler, die Plugin- und Theme Programmierer haben ihr Ohr auch an der Basis. Müssen sie ja auch, um die Anregungen aufzugreifen, die von der Community nachgefragt werden. Wenn da nur noch nach Funktionen oder Lösungen zum Verkaufen gequäkt wird (und seien sie noch so unsinnig), dann reagieren die Programmierer auch irgendwann. Dann gibt es zig Plugins und Klickibunti Erweiterungen für ein Problem, was erst durch faule und gierige Nutzer zu einem geworden ist. Für Lösungen und Produkte anderer Probleme hingegen sucht man sich dumm und dämlich.
Ich weiss, dass das hier etwas übertrieben formuliert ist, aber die Übertreibung ist ein erlaubtes Stilmittel, um die Bedeutung eines Problems herauszuarbeiten. So.

WordPress ist hier Opfer seiner eigenen Vorzüge geworden. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Fall eintritt. Einfach zu installieren, flexibel in den Möglichkeiten und intuitiv zu bedienen. Keine HTML Kenntnisse nötig. Das musste ja früher oder später ganze Horden von Glücksrittern anziehen. Ich habe zwar keine Ahnung, möchte aber mit WordPress erfolgreich sein. Zeit und Arbeit investieren? Fehlanzeige! Jemanden beaufragen, der es richtig macht? Ach Iwo, irgendjemand rückt den Tip schon umsonst raus.
Ja, klingt nicht nett – aber dafür ist es die Realität.

Ist WordPress einfach too big geworden? Muss es zu sehr verbogen werden, um Usermanagement und Mandantenfähigkeit wie bei den „großen“ CMS zu betreiben? Haben wir den Zenit des Hypes erreicht? Kann man schon wieder auf die kommende Talsohle blicken? Und was kommt nach WordPress?

Bitte beachten Sie: die Informationen in diesem Artikel wurden zum Zeitpunkt seiner Erstellung nach bestem Wissen und Gewissen zusammengetragen, aufbereit und niedergeschrieben.
Diese können heute, abhängig vom Zeitpunkt der Veröffentlichung und des behandelnden Themas, überholt und ungültig sein.
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Artikel online seit: 9 Jahren 8 Monaten 25 Tagen
Letzte Änderung: 27.12.2019

2 Gedanken zu „WordPress – die Affiliate Schleuder“

  1. Hi Lars

    Gratulation zu diesem mutigen Artikel. Regt mich zum Nachdenken an.

    Ich find auch das es mittlerweile fast jedem gelingt mit WordPress, kann aber auch jedes andere populäre CMS sein, gelingt eine Homepage ins Leben zu rufen.
    Gerade die Einfachheit ist aber eben verführerisch. Das kenn ich von meinem Arbeitgeber. Früher war die Druckvorstufe was für Profis, irgendwann starteten aber auch Kleinbetriebe ihre Prospekte selbst zu gestalten.
    Das Resultat siehst du ja vermutlich regelmässig in deinem Briefkasten.

    Und von wegen den Likes und Friends auf Facebook (bin selbst nicht dabei):
    Dieser Mist ist doch heutzutage, dank dem Schlagwort SEO, auf jeder Homepage zu beobachten. Wichtigstes Ziel für manchen Webseitenbetreiber sind zur Zeit die Backlinks.
    Ich verzichte auf ein PageRank, kann sowieso nicht gegen die grossen Agenturen ankommen.

    Gruss Rene

    • Ach, mutige Artikel liest keiner. Interessiert keinen. Veröffentlichst Du ein Tutorial, wie man per Knopfdruck einen ganzen Affiliate-Shop hochzieht – gehen die Klickzahlen durch die Decke.
      Es macht einfach keinen Spaß mehr. Nicht WordPress an sich, das ist immer noch eine tolle Software, aber die Leute, die es heutzutage einsetzen … da ziehen welche Firmen und Dienstleistungen auf, ohne irgendeine Ahnung von WordPress selbst zu haben. Ich meine, ich dringe auch selten in die Tiefen des Systems vor, aber ich frage wenistens nicht in Foren nach Komplettlösungen für lau. Aber das ist heute wohl Standard. Nicht „Ich hänge bei Problem abc an Stelle def fest …“ sondern „Ich brauche eine (Plugin)lösung für xyz. Danke“.
      Ich wünschte mir manchmal, WordPress würde so schwer und undurchsichtig, dass es für die Glücksritter wieder uninteressant wird.

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